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An die Beschäftigten der Agenturen für Arbeit, Arbeitsgemeinschaften/Job-Centern und der Sozialämter, für die Erwerbslose nicht nur ein Kostenfaktor sind:

Sehr geehrte Damen und Herren!

Trotz der Arbeitszeitverdichtung,
Hetze und Überstunden hoffen wir auf Ihre Geduld, diese Zeilen zu lesen.

Wir, die Protestierenden gegen die Hartz-Gesetze wenden uns an Sie, weil wir davon überzeugt sind, dass wir ähnliche Interessen haben und gemeinsam gegen die Umstrukturierung des Arbeitsmarktes, die Verschlechterung der Arbeitsbedingungen und den Sozialabbau kämpfen sollten. Wir sollen zu Niedriglohnarbeit gezwungen werden, die alle Löhne und Tarife angreift und auch in den Agenturen muss länger gearbeitet werden, die Manteltarife sind gekündigt und das Weihnachtsgeld ungewiss.

Unser Protest richtet sich auch gegen die Agenturen für Arbeit und die Arbeitsgemeinschaften/Job-Center, weil diese Orte sind, an denen die entwürdigenden Hartz-Gesetze vorrangig umgesetzt werden. Hier müssen vom Kapital aussortierte Menschen ihre Existenzberechtigung nachweisen, hier werden sie in nicht existenzsichernde Arbeit (Niedrigstlohn, Leiharbeit) gezwungen, überwacht und auch noch mit Leistungskürzungen oder gar –sperren bestraft.

Unser Protest richtet sich gegen diejenigen in der Agentur Beschäftigten, die glauben, nur irgendeinen Job zu verrichten – obwohl von Qualifizierung für diejenigen, die sie wünschen, kaum noch die Rede ist und wenig vernünftige Arbeitsplätze zu verteilen sind. Wenn wir dann noch hören, dass einige SachbearbeiterInnen Erwerbslose anregen, aus der Gewerkschaft auszutreten, um „besser vermittelbar“ zu sein, dann ist das eine Sauerei.

Unser Protest richtet sich NICHT gegen diejenigen Beschäftigten der Agenturen und der Ämter, die sich ebenfalls dagegen wehren, dass Menschen derart entwürdigend behandelt werden sollen – wir hoffen und bauen auf gegenseitige Solidarität.

Der ver.di-Vorsitzende Frank Bsirske hat sich gegen Proteste vor und in Abeitsagenturen gewandt, weil „die Politik“ diese Gesetze verabschiedet habe, nicht die Beschäftigten. Recht hat er: die Gesetze wurden von „der Politik“ verabschiedet – auch mit teilweiser Zustimmung der Gewerkschaftszentralen, auch von ver.di, wenn auch nicht zum ALG II.

Doch alle Gesetze bleiben bedeutungsloses Papier, solange sie nicht umgesetzt werden. Sie haben bei allem Druck und bei aller auch gegen Sie gerichteten Kontrolle und Statistik Spielräume – nutzen Sie sie zu Gunsten der Betroffenen und unterstützen Sie unsere Proteste gegen diese Gesetze!

Es gibt SachbearbeiterInnen, die diese Spielräume durchaus im Sinne einer „Verfolgungsbetreuung“ nutzen – Ihre „KundInnen“ kennen einige davon. Sie bestimmt auch: Wir haben nicht vor, diese aus ihrer persönlichen Verantwortung zu entlassen. Und auch kritische BA-Mitarbeiter müssen sich mit solchen BA-Mitarbeitern mit vorauseilendem Gehorsam auseinandersetzen.

Auch Sie erleben Druck von oben, werden kontrolliert und haben fremd gesetzte Ziele zu erfüllen. Wir sind uns bewusst, dass Sie Verschlechterungen der Arbeitsbedingungen oder gar Arbeitsplatzverlust zu befürchten haben. Auch wir sind gegen die Privatisierung der Agenturen und gegen die Privatisierung aller Lebensrisiken.

Es gibt viele Gründe, sich – gemeinsam – zu wehren!


P.S.: Unter der Internetadresse www.labournet.de/agenturschluss/ steht ein Forum zum anonymen Austausch – untereinander und mit Erwerbslosen – zu Ihrer Verfügung!




Wir verweisen auch auf die Seiten der bundesweiten Agenturschluss-Kampagne.